Waldrand
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Re: Waldrand
von Kjartan am 11.03.2020 17:44Fiona, Emrys & Kjartan
Es war nun schon einige Wochen her, seit ich mit Fiona in Island war. Doch diese Wochen kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Wochen, in denen ich keinen einzigen Brief von meinem Vater erhalten hatte. Ich schluckte schwer bei dem Gedanken an meinen Vater. Ich konnte kaum noch schlafen, träumte immer wieder davon was passiert war. Der Ausflug, das Gespräch mit meinem Vater, die Todesser. Sie hatten mich vor den Augen meines Vaters mit dem Cruciatusfluch gefoltert, hatten ihn ausgelacht während er darum gebettelt hat, mich in Ruhe zu lassen. Bis er sein Leben für mich hat. Der Todesser, ich bin mir sicher, dass man ihn Loki genannt hat, hatte sich grinsend zu meinem Vater gewandt und etwas geflüstert, was ich nicht verstehen konnte. Doch der Blick meines Vaters sagte alles. Ich konnte mich aus dem Griff der anderen Todesser nicht befreien und konnte nur zusehen, wie der tödliche Fluch meinen Vater traf und ihn zurückschleuderte, wie er mir zuvor ein letztes Lächeln zugeworfen hatte. Dann waren sie verschwunden. Sie ließen mich einfach zurück, lebend. Warum? Eine Frage, die ich mir seitdem mehrfach stellte. Warum haben sie mich am Leben gelassen? Zu welchem Zweck?
Die Beerdigung meines Vaters fand nur wenige Tage später statt, ich hatte mich komplett zurückgezogen, unterhielt mich kaum mit irgendjemandem, nicht einmal mit Fiona. Sie war für mich da, das wusste ich, aber ich hatte einfach nicht darüber reden wollen. Ich schaffte es kaum, bei der Beerdigung selbst anwesend zu sein. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, musste raus und stand stundenlang im Regen, bis Fiona zu mir kam und mich zurück ins Haus holte. Und dann saß sie einfach mit mir im Zimmer, schweigend und hielt meine Hand, während sie sich an mich lehnte. Sie hatte keine Ahnung, wie gut das getan hat, wie froh ich war, dass sie bei mir war. Gerade weil ich mich, als wir zurück in der WG waren, von ihr zurückzog. Ich wusste nicht, warum ich es tat, wo sie mir doch nur helfen wollte.
Emrys kam eines Abends zu mir, hat mir ins Gewissen geredet bis ich meinen Fehler erkannt hatte. Ich wollte Menschen nicht von mir stoßen, die mir gut tun. Die für mich da sein wollen.
Ich hatte mich bei Fiona entschuldigt, die Situation hatte sich etwas beruhigt und so langsam ging es mir besser. Die Alpträume hörten nicht auf, doch auch dann war Fiona für mich da. Ich würde all das niemals wieder gut machen können. Sie war so sorgsam und hilfsbereit, wie es kaum ein Mensch war. Und genau deshalb wusste ich, dass ich sie niemals wieder gehen lassen durfte. Sie ist etwas besonderes.
Die Tage verstrichen, ich fand langsam mit ihrer und Emrys‘ Hilfe zurück in meinen Alltag und nun stand die erste Party seitdem vor der Tür. Emrys hatte Fiona und mich gefragt, ob wir nicht mitkommen wollten. Eine Party unter freiem Himmel mit genug Alkohol um mal abzuschalten. Ich hatte das Gefühl, dass wir kaum eine Wahl hatten, also sagten wir zu. Und hier waren wir nun, die Party hatte kaum angefangen. Ich sah mich um.
Der Wald war nicht sonderlich weit weg, es waren einige Meter und es war Vollmond. Etwas mulmig war mir dabei schon, aber ich machte mir keine weiteren Gedanken deswegen. Stattdessen sah ich mir die Leute auf der Party an. Alles Leute aus der NSU, einige Namen kannte ich, andere wiederum nicht. Die meisten sammelten sich beim Essen und bei den Getränken, andere tanzten auf der Tanzfläche.
„Ich sterbe vor Hunger“, meinte ich zu den beiden, „Wollen wir versuchen noch etwas vom Essen zu bekommen?“
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Sal veit ek standa Sólu fegra, gulli betra Fiar skulu dyggvar, dróttir byggja Ok of aldrdaga ynðis njóta
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The hall, I know, stands nicer than the Sun, better than gold, faithful men will settle there and live in bliss for eternity
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Re: Waldrand
von Fiona am 12.03.2020 08:29Eigentlich hatte ich immer versucht nach der Devise zu leben nicht einen Tag meines Lebens zu verschwenden oder zu bereuen, bis zu diesem Tag. Wenn ich einen Tag oder eher nur einen Moment meines Lebens am liebsten löschen würde dann war es dieser. Nicht das mein Leben bis dahin einwandfrei verlaufen und ich nie Sorgen gehabt hätte aber zu sehen wie der Mensch den man am meisten liebt so viel genommen wird brach mir das Herz. Ich hatte das Gefühl als hätte ich etwas dagegen tun können auch wenn es in der Realität ganz anders ausgesehen hatte. So konnte ich nur für Kjartan da sein so schwer es auch war. Ohne Emrys hätte ich diese Zeit wahrscheinlich nicht durchgestanden denn umso weiter Kjartan mich von sich schob umso unsicherer wurde ich. Es kostete Kraft es nicht zuzulassen und immer wieder seine Mauern einzureißen die er um sich selbst zu errichten schien. Der Weg war lang und steinig und an eine einzige ruhige Nacht in der wir beide wie früher einfach nur eng aneinander gekuschelt schlafen konnten konnte ich mich kaum mehr erinnern.
Mit dem Ende der Semesterferien kam aber auch wieder Leben in die Stadt und das war es was wir alle am besten gebrauchen konnten. Nachdem es Kjartan etwas besser ging und auch ich den Schock verdaut hatte wurde mir mehr und mehr bewusst, dass es jetzt noch viel mehr an der Zeit war das Leben zu leben und sich nicht davor zu verstecken. Man konnte nicht wissen was der nächste Tag bringen würde. Wenn man am Schluss zurück sah, wollte man sich wirklich an ein Leben in Trauer und Angst oder an viele schöne Momente mit besonderen Menschen erinnern?
Das Kjartan zu Emrys Party zusagte war für mich schließlich der Beweis das wir das schlimmste hinter uns gelassen hatten. Es war sicher noch nicht überwunden, wie könnte es auch aber er war wieder auf dem Weg das Leben anzunehmen was mich unglaublich glücklich machte. Wie sehr ich mich freute zeigte ich ihm allerdings nicht als wir die Party betraten um nicht noch mehr Druck auf ihn aufzuüben. „Ja lass uns das machen, ich würde gerne was trinken und dann tanzen", gab ich ehrlich zu denn die Musik kitzelte schon in meinen Fußsohlen.
Somewhere in the world, a beach is sad because I'm not lying on it
Re: Waldrand
von Emrys am 13.03.2020 07:11Fiona meinte dann etwas von Trinken und Tanzen: "Auch eine gute Idee", sagte ich und lachte kurz. Ich wusste, es fiel beiden etwas schwer sich wieder wohler miteinander zu fühlen. Ich versuchte dahe rimmer die Stimmung etwas zu lockern.
Wenn ich daran dachte, dass ich in letzter Zeit mit Cho Chang schrieb, ein kluges, hübsches Mädchen aus Hogwarts, welches dann doch etwas jünger war als ich, nun beinahe 7 Jahre...die mich dennoch irgendwie ziemlich munter werden ließ..., da wurde ich sowieso ziemlich fröhlich.
Re: Waldrand
von Kjartan am 20.04.2020 20:47Einige Lieder, die gespielt wurden kannte ich nicht, aber sie rissen einen förmlich mit und ich konnte einfach nicht anders, als mich zur Musik zu bewegen. Irgendwann war mein Getränk leer und ich sah die anderen beiden an.
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Re: Waldrand
von Fiona am 22.04.2020 19:59Die Luft war klar und warm und man sah den Himmel kaum zwischen den Bäumen und unter den Lichterketten die einem das Gefühl gaben unter einem großen Zelt zu sein. Gefühlt ewig brauchten die beiden jungen Männer bis sie endlich das Essen hinter sich gelassen hatten. Ja es war wichtig dass Kjartan sich wohl fühlte aber mussten Männer wirklich immer Essen? Ich für meinen Teil hatte dabei sowieso noch etwas mit meinen Komplexen zu kämpfen die Kjartan mich zwar oft vergessen ließ aber die deswegen nicht weniger da waren. Wie immer hatte ich daher auch wenn das meiste wirklich gut aussah nur etwas Gemüse genascht auch wenn ich genau wusste das ich nach zwei Cocktails mehr zulangen würde und es morgen bereuten würde. Also verzog ich mich schneller als die beiden Jungs zu den Getränken und machte ihnen gleich etwas mit da ich ja wusste das sie sowieso am Anfang erst mal nur Bier tranken oder zumindest nichts dagegen haben würden.
Der Abend wurde immer fröhlicher und bunter und unsere Stimmung immer besser und auch Kjartan fand ab und an wieder sein Lachen das ich so vermisst hatte in der letzten Zeit. Ich tanzte ausgelassen und sang bei jedem Lied mit selbst wenn ich den Text eigentlich nicht kannte aber was machte das schon. "Ja bitte", meinte ich und gab Kjartan einen Kuss auf die Wange als ich ihm das Glas in die Hand drückte. Dabei konnte ich es nicht lassen ihm verliebt wie am Anfang in die Augen zu blinzeln.
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Re: Waldrand
von Emrys am 22.04.2020 20:09Re: Waldrand
von Kjartan am 16.05.2020 20:29Bei diesen Worten blieb es dann auch, denn schon kehrte Fiona zu uns zurück und wir stießen erneut an.
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Re: Waldrand
von Fiona am 09.06.2020 11:23Während die Jungs die Drinks besorgt hatten, hatte ich mich auf die Suche nach dem Gastgeber gemacht. So schön eine Party im Freien auch war, irgendwann mussten auch wir Ladys mal einen ruhigen Ort aufsuchen. Ich hatte meinen Blick schweifen lassen aber nichts entdeckt und so beschloss ich einfach jemanden zu fragen. Leider war die Antwort weniger zufriedenstellend als ich es mir erhofft hatte denn die einzige Möglichkeit schien eine kleine Hütte im Wald zu sein. Na das klang wirklich einladend. Ich hatte jetzt nicht direkt Angst allein in einen dunklen Wald zu gehen aber nach dem was vor ein paar Monaten passiert war, hatte ich bei solchen Dingen eben ein mulmiges Gefühl. Wem ich das aber noch weniger erzählen durfte war Kjartan. Wenn er etwas zur Zeit noch weniger brauchte dann war es sich Sorgen zu machen!
Schnell war ich also bei ihnen zurück, nahm mein Glas und stieß mit beiden an wobei Kjartan meine Hand nahm und ich ihm ein Lächeln schenkte. Noch ein kleiner Schluck aber dann konnte ich es wirklich nicht mehr aushalten. "Passt ihr kurz auf meinen Drink auf? Ich muss mal meine Nase pudern, bin gleich zurück", meinte ich und musste etwas lachen als ich diese Form verwendete, schließlich wohnten wir drei zusammen und trotz Hexe war ich immer noch ein Mensch. Noch einen flüchtigen Kuss auf Kjartans Mund und ihm mein Glas in die Hand gedrückt und ich machte mich über den kleinen Trampelpfad durch das Gebüsch auf in Richtung Wald.
Noch einmal hatte ich mich umgesehen als ich schon über die längere Wiese ging die im Mondschein lag. Die Lichter, die Musik und das Summen der Stimmen wurde immer leiser während ich dem Waldrand näher kam. So richtig wohl war mir bei der ganzen Sache nicht aber ich biss die Zähne zusammen und fand schließlich das kleine Häusschen. Wieso es hier mitten im Wald stehen musste konnte ich zwar nicht verstehen aber es war zu dringend gewesen um mir eine Alternative zu suchen.
Deutlich entspannter trat ich nach kurzer Zeit wieder hinaus als ich es neben mir im Unterholz knacken hörte. So fingen doch diese Gruselgeschichten immer an oder? Nein das bildete ich mir sicherlich nur ein. Oder doch nicht? Ich versuchte mich mit großen Schritten dem Waldrand zu nähern und auf die lichte Wiese zu kommen von wo aus ich die Party und meine beiden Jungs sehen könnte. Bevor ich es erreicht hatte hörte ich wie etwas hinter mir war. Ich wusste nicht was und ich traute mich nicht mich umzudrehen aber ich war mir sicher das es nichts gutes war. Ich beschleunigte und hatte die Wiese gerade erreicht als ich unsanft gestoßen oder gezerrt wurde. Ich konnte es nicht genau sagen aber ich schrie wie am Spieß als ich zu Boden fiel. Ein Blick und ich sah die fletschenden Zähne des Werwolfs, die leuchtenden Augen und die riesigen Pranken mit denen er über mir Stand. Blanke Angst ließ das Blut in meinen Ohren rauschen als ich direkt wieder schrie und versuchte mich irgendwie aufzurappeln.
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Re: Waldrand
von Emrys am 06.07.2020 15:50Aber dann, ich sah mich um, Fiona war schon eine Weile weg, meinte ich zu ihm: "Ich bin gleich wieder da", ich wollte Kjartan nicht unnötig beruhigen. Als ich dann aber ihn kurz verließ, ein zweites oder drittes Bier bereits in der Hand, überkam mir das Gefühl, dass er vielleicht doch besser mitkommen sollte.
Doch ich war nur schon durch die tanzende und lachende Menge gegangen. Einige begrüßten mich, fragten wann ich denn nach Rumänien gehen würde, wie es Charly ging. All so was. Doch ich winkte lächelnd ab, ein unsicheres Lächeln. Als ich dann am Waldrand war, folgte meinem Gefühl, hörte ich Fiona schreien.
"Kjartan!!", ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so laut geschrien habe, es war als ob eine mächtige stimme durch mir sprach und den Wald erbeben ließ. Vielleicht war ich auhc nur voller Adrenlain, dass ich das so wahr nahm. Dann erschien auch schon Kjartan.